Das nächste Land … irgendwie scheint es uns, als ob wir gerade erst nach Botswana hineingefahren wären. Die Zeit vergeht auch Afrika wie im Flug.
Nach einem ausführlichen Frühstück überqueren wir am späten Sonntagvormittag die Grenze von Botswana nach Sambia am Grenzübergang Kasangula. Es ist alles halb so wild – wir brauchen weder einen Fixer (das ist das Fachwort für Grenzhelfer), so wie es in unseren beiden Reiseführern empfohlen wird, noch ist es besonders chaotisch oder unübersichtlich. Klar, funktioniert es nicht wie bei uns, wo man an den Grenzposten geht, seinen Pass maximal zweimal zeigt und dann durchgewunken wird.
Wir checken am botswanischen Grenzposten aus, wo wir unsere Pässe und unser Carnet abstempeln lassen, fahren dann mit der Fähre über den Zambesi (290 Pula für unseren Onkel Deutz und uns, das sind 24 Euro) und checken dann auf der sambischen Seite wieder ein. Hier bieten die sogenannten Fixer gleich ihre Dienste an, vor allem geht es darum, dass sie uns eine „Third Party Insurance“ für unser Auto andrehen wollen. Da wir aber bereits eine Versicherung in Namibia abgeschlossen haben, die alle unser geplanten Reiseländer abdeckt, winken wir ab. Direkt bei der Passkontrolle erhalten wir für 20 US-Dollar pro Erwachsener ein Visum, die Kinder sind kostenlos. Außerdem bekommt man einen übersichtlichen Zettel, auf dem aufgelistet ist, welche Stationen man jetzt noch an der Grenze absolvieren muss bis man fertig ist. Es ist reine Geldmacherei:
- Road Toll (20 US Dollar: Straßenbenutzungsgebühr),
- Carbon Tax (200 Kwacha (17 Euro): richtet sich nach dem Hubraum, wir sind die teuerste Kategorie),
- Council Levy (30 Kwacha (25 Euro): irgendeine Art Gemeindeabgabe) und dann noch
- Versicherung (die wir ja schon haben).
Jede einzelne Station befindet sich in einem anderen Schuppen, es gibt keine Hinweisschilder, so dass man sich durchfragen muss, wo man was bezahlt. Zum Glück gibt es ja viele Menschen, die ihre Hilfe anbieten. Außerdem wechseln wir unsere letzten botswanischen Pula bei einem fliegenden Händler in sambesische Kwacha um. Aber der Wechselkurs ist ok.
Zum Glück ist überhaupt nicht viel los, so dass wir nach ca. zwei Stunden die ganze Prozedur hinter uns haben. Als wir dann allerdings zum Onkel Deutz zurückkehren, wo die Kinder die ganze Zeit gesessen und Uno gespielt haben, erwartet uns eine Traube von Menschen, die alle etwas von uns wollen. Einer hat ohne uns zu fragen, Reflektoren vorn und hinten auf unser Auto geklebt. Jetzt will er 70 Kwacha dafür. Diese Reflektoren sind hier gesetzlich vorgeschrieben. Das wussten wir und hatten selbst schon welche in Botswana besorgt, aber noch nicht angebracht …. Ein anderer will uns unbedingt Schnitzwerk verkaufen. Ein dritter möchte für seine Hilfe beim Aufsuchen der verschiedenen Schuppen die von mir versprochene Cola. Und dann gibt es noch mindestens sieben andere, die auch mitdebattieren. Uff! Irgendwie kippt die Stimmung und die Männer beginnen untereinander zu streiten. Wir wissen nicht warum, aber Jochen beschließt, dass es jetzt besser ist, die 70 Kwacha (6 Euro) zu bezahlen und sich dann schnellstmöglich vom Acker zu machen. Gesagt, getan. Und die Cola haben wir auch rausgerückt.
Am Nachmittag fahren wir noch die 70 km bis Livingstone, die sambesische Seite der Viktoriafälle. Wir freuen uns schon sehr darauf, diese am nächsten Tag zu besuchen. Das Finden eines (bezahlbaren) Campingplatzes gestaltet sich als etwas schwierig – ein wichtiges Kriterium ist nämlich, dass der Campingplatz einen Fernseher hat und dann auch noch das EM-Spiel Deutschland – Slowakei überträgt. Beim dritten Anlauf passt alles, allerdings sind wir mal wieder die einzigen auf diesem Platz.
Am Montag nehmen wir nach dem Schulunterricht gern einen Service des Campingplatzes in Anspruch: Es gibt einen kostenlosen Shuttle zu den 11 km entfernten Falls. Wir kaufen die Eintrittskarten zum Nationalpark am Visitorcenter: 10 US-Dollar für Erwachsene, 5 US-Dollar für Kinder. Einheimische kosten übrigens nur 50 Cent.
Die Fälle sind beeindruckend! Schon von weitem sieht man eine riesige Gischtwolke, die sich über den fast 2 km langen Fällen bildet. Die Regenzeit ist noch nicht lange vorüber, so dass sich eine gewaltige Wassermenge ca. 100m in die Tiefe stürzt. Wir laufen zu jedem möglichen Aussichtspunkt und knipsen im Laufe des Tages über 100 Fotos: Wasserfall aus jeder möglichen Perspektive … von rechts, links, oben, unten … und nochmal von vorn, denn vorher war die Gischt bestimmt anders!
An manchen Stellen werden wir pitschenass von der Gischt – besonders auf der Knife Edge Bridge. Zum Glück haben wir unsere Regenjacken eingepackt. Da bietet es sich doch an, dass wir eine Vesperpause an einer trockenen, sonnigen Stelle einlegen, um unser mitgebrachtes Brot samt Belag zu verzehren und nebenbei uns und unsere Sachen zu trocknen. Es ist schön warm, das Vesper schmeckt und wir machen uns gestärkt und getrocknet auf den Weg nach unten zum Fluss, zum sogenannten „Boiling Pot“. Der Weg ist interessant, steil und an manchen Stellen glitschig. Er führt durch den reinsten Regenwald (wo der Name wohl herkommt?). Unten angekommen, gewinnt man einen guten Eindruck der ungeheuren Kraft des Wassers, das nach den Fällen durch eine Engstelle auf eine Felswand zuschießt. Es ist ein unglaubliches Schauspiel, auch die Kids sind megabeeindruckt.
Wir wandern wieder hinauf und beobachten die unzähligen Paviane, die dieses Revier als ihres betrachten und überhaupt keinen Respekt vor den Menschen haben. Einmal geraten Mio und ich auf dem Weg zwischen mehrere Paviane, von denen einer uns aus kürzester Entfernung sehr bedrohlich anschaut. Zum Glück kann Jochen sie vertreiben: tiefe Stimme und Arme nach oben recken hilft.
Schließlich wandern wir noch zu einem Punkt oberhalb der Wasserfälle, d.h. vor der Absturzkante. Hier liegt ein riesiges Krokodil in der Mitte des Flusses, das sein Maul weit aufsperrt, als ob es sich die Fische ins Maul spülen lassen wöllte. Irgendwie hätten wir an dieser Stelle wirklich nicht mit einem Krokodil gerechnet. Aber gut, hier gibt´s eben alles. Nicht, dass wir hier hätten schwimmen wollen …
Wir sind ein wenig verwundert, wie wenig kommerzialisiert dieser Ort ist, obwohl es einer der größten Touristenattraktionen im gesamten südlichen und mittleren Afrika ist. Es gibt nicht einmal ein Cafe oder ein Restaurant, bei dem man mit etwas Aussicht auf die Wasserfälle leckeren Capucchino trinken könnte. Und wir hätten uns so gut einen Käsekuchen vorstellen können. Oder einen Erdbeerkuchen. Oder überhaupt irgendeinen Kuchen. Oder überhaupt einen Kaffee. Da hilft nichts als schnell mit einem Taxi zurück zum Campingplatz und selber einen kochen. Auf den Kuchen warten wir immer noch ….
Alles in allem ein sehr gelungener und spannender Tag.
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