Rückblick vom 25.7.2016:
And we are there! Es ist die gleiche Holzbrücke wie auf der Hinfahrt. Diesmal zögern wir nicht groß. Die Devise heißt „alle aussteigen, dann Augen zu und durch“. Jochen holt Schwung, fährt mit den rechten Rädern ganz dicht an der Kante – er sagt im Nachhinein, dass er das mit Absicht gemacht hat, weil an der linken Seite Nägel rausstehen – auf jeden Fall knackt es so richtig laut! Es kracht, das rechte Hinterrad sackt einige Zentimeter tiefer, der Rand bricht, wir schreien! Und dann ist er drüber! Das war extrem knapp und noch einen 7-Tonner wird diese Brücke nicht überstehen … Unser Adrenalinspiegel ist enorm gestiegen, aber wir haben es geschafft.
Die restliche Fahrt nach Mzuzu (300 km) verläuft einigermaßen ruhig. Nur die Straße ist teilweise recht schmal, der Rand ist bröckelig und bricht an vielen Stellen ab. LKWs als Gegenverkehr sind unerwünscht! Die Straße hat an einigen Abschnitten die Ausmaße der Landstraße zwischen Kleinheppach und Beinstein – wer sie kennt, weiß was es bedeutet, wenn hier unser Onkel Deutz und ein großer LKW aneinander vorbeimüssen, wobei der LKW nicht auf die Idee kommt, abzubremsen … Es ist extrem eng, der unbefestigte Rand mit seinem Absatz von mindestens 30 cm kommt gefährlich nah. Aber es geht immer gut!
Kurz vor Mzuzu machen wir Mittagspause mitten in einer Gummibaumplantage. Hier wird Gummi aus der Baumrinde in kleinen Behältern gesammelt. Die Menschen stellen daraus unter anderem kleine stabile Bälle her, die sich noch mit Gras ummanteln und dann am Straßenrand verkaufen. Da sie wirklich gut sind, kaufen wir zwei für jeweils 1000 Kwacha (1,30 Euro).
Auf Mzuzu ruhen alle unsere Hoffnungen: Es ist die einzige größere Stadt im Norden von Malawi und wir müssen/wollen so einiges organisieren – Großeinkauf, Tanken, Geld wechseln, Geld abheben und Busticket für Gaby kaufen. Die Stadt liegt nicht direkt am See, sondern in den Bergen auf 1300m Höhe. Wir kommen am frühen Nachmittag an und es wimmelt mal wieder voller Menschen! Zum Glück finden gibt es tatsächlich einen riesigen südafrikanischen Supermarkt, der (fast) alle unsere Wünsche erfüllt – eigentlich alle, außer Schokolade. Wir verbringen 2h im Kaufrausch.
Das Einräumen der gekauften Ware in den Onkel Deutz ist dann auch immer ein Kapitel für sich. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: Wir laufen einzeln (damit es nicht so auffällt) mit vollgefüllten Tüten vom Supermarkt zum Auto. Zwei gehen hinein und öffnen das große Vorratsfach unter der Bank hinten links. Dazu muss man die Sofakissen beiseite räumen, das große Brett anheben und dann alles vorsichtig hineinbeugen. Es gibt kein System, außerdem befindet sich hier auch die Heizung und die Heizungsrohre. Die Dosen, Nudeln, Müsli, Reis, Gewürze, etc. werden also bestmöglich drumherum gebeugt. Inzwischen kommen die anderen und der ganze Fußraum steht voller Einkaufstüten. Tetrapacks, Fanta/Cola/Bierdosen, Brot, etc. werden noch in andere Fächer verstaut.
Ganz nebenbei wird man dann noch von einer Horde Verkäufer belagert, die vor der Tür und um Onkel Deutz herumstehen: Obst- und Gemüseverkäufer, die ihr Geschäft vor den Toren des Supermarkts machen wollen und dann noch die Schmuck- und Postkartenverkäufer und sonstiges. Man versucht also, das Chaos zu beherrschen und gleichzeitig die Händler in Schach zu halten. Aber weil sie ja auch eine Chance haben sollen, kauft man ihnen dann eben doch noch etwas ab. Das bedeutet aber auch noch Preise verhandeln.
Wir sind froh, als wir am späten Nachmittag wieder loskommen. Wir haben alles geschafft, nur das Wechselbüro hatte schon geschlossen, so dass wir das auf den nächsten Tag verschieben. Wir wollen nur noch irgendwo nächtigen und nehmen den nächstbesten Backpacker in der Stadt, in dem man auch campen kann.
Erstaunlicherweise hören wir dort urschwäbische Laute. Wer hätte das gedacht, der Besitzer des Backpackers ist ein Schwabe …. Klingt irgendwie unwirklich hier!
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