Die Abenteuer sind noch nicht zu Ende!
Nach drei Tagen entspannen, ausruhen, ausschlafen, relaxen, lesen, joggen und auch ein bisschen Schule in unserer schönen „Villa“ sind wir zu neuen Taten bereit. Schon am zweiten Tag treibt es uns hinaus in die schöne Herbstluft. Hier ist es noch angenehm warm, und wir genießen die Sonnenstrahlen bei einer kleinen Wanderung zum nächsten Ort. Mit einer ganzen Tüte voller süßer Köstlichkeiten aus der Pasticcheria kehren wir zurück. Zum Kaffee auf der Terrasse lassen wir uns die Leckereien schmecken. Ach ja und nicht zu vergessen: die gute Laune ist natürlich auch zurückgekehrt …
Heute machen wir uns auf den Weg zu unserem ersten großen Ausflug. Ziel ist der Vesuv (falls das Wetter schön ist) und/oder Pompeji. Die Küste ist fast 70km von unserer „Villa“ entfernt, also ein ganz schönes Stückchen. Zum Glück stehen die Italiener nicht so früh auf, so dass die Straße leer ist und wir gegen 10 Uhr am Vesuv sind. Heute ist laut Wettervorhersage der letzte noch warme Tag mit ein paar Sonnenstrahlen, doch als wir am Parkplatz ankommen, ist der Gipfel des Vulkans wolkenverhangen und es windet stark. Wir machen uns trotzdem auf den Weg, denn die Landschaft ist grandios und wir freuen uns über ein bisschen Bewegung. Zwei Kilometer führt eine Teerstraße an der Bergflanke hinauf, immer wieder haben wir Ausblicke auf gigantische Lavaströme, den Vesuv und die umliegenden Berge. Dann kommen wir an einem Kassenhäuschen an. Die wollen doch tatsächlich 10 Euro pro Person haben, sogar für die Kinder. Das ist ja mal wieder sehr familienfreundlich! 50 Euro sind es uns echt nicht wert, dass wir einmal kurz in den Krater gucken und dann aufgrund der Wolken nicht einmal eine Aussicht haben. Wir beschließen, wieder abzusteigen und lieber Pompeji einen Besuch abzustatten.
Wir entscheiden uns gegen die Autobahn – da sieht man mehr (!) – was sich aber bald als Fehlentscheidung herausstellt: Die Straßen durch die Ortschaften sind vollgestopft mit Autos und es herrscht ziemlich viel Chaos. Das verwundert uns, denn schließlich sind zu dieser Jahreszeit ja kaum Touristen hier?
Am Vortag bin ich bei meiner kurzen Internetrecherche über Pompeji auf ein Kuriosum gestoßen, das ich eigentlich kaum glauben kann: An jedem ersten Sonntag im Monat soll der Eintritt in die archäologische Stätte frei sein! Wir versuchen es – und tatsächlich: Heute kostet es nichts! Was für ein Glück!
Wir wandeln voller Staunen durch die Gassen, in denen die Menschen aus Pompeji ahnungslos ihre letzten Stunden verbracht haben. Zur Vorbereitung haben wir gestern auf youtube die BBC-Produktion „Pompeji, der letzte Tag“ angesehen, wo der große Ausbruch des Vesuv und die Auslöschung Pompejis sehr spannend und anschaulich erzählt werden. Umso eindrucksvoller ist es heute hier zu sein und die Stadt mit eigenen Augen zu sehen. Wir können uns alles plastisch vorstellen, und sogar die Mädels sind begeistert bei der Sache. Die Häuser sind wahnsinnig gut erhalten, die Stadt muss zu ihrer Blütezeit eine Pracht gewesen sein. Uns umgibt ein Hauch von Luxus und Reichtum.
Besonders beeindruckend sind die Überbleibsel der Menschen, die von dem heißen Tod überrollt wurden: Durch die Asche wurden sie in ihrem letzten Moment komplett konserviert, ihre Körperhaltung und sogar ihre Gesichtsausdrücke sind noch deutlich zu sehen. Erschreckend.
Als wir uns gegen vier Uhr auf den Rückweg zu unserem Mietwagen machen, stellen wir mit Erschrecken fest, dass er eingeschlossen ist! Wir haben ihn auf einem kleinen Industriegelände vor einem Gebäude mit verschiedenen Firmen abgestellt und nicht im Entferntesten daran gedacht, dass es hier ein Tor geben und jemand dieses im Laufe des Sonntagnachmittages schließen könnte! Aber da hilft nichts: das Auto ist drin und wir sind draußen. Alles ist zu. Mio bricht fast in Tränen aus. Was sollen wir jetzt tun? Wie kommen wir zurück? Jochen uns Silas umrunden das Gelände. Nein, es gibt keinen Hintereingang. Ja, man kann schon über das Geländer klettern, aber das Auto kommt trotzdem nicht hinaus. Ich gehe über die Straße und sehe ein kleines Wohnhaus. Ich klingle – und tatsächlich, es öffnet jemand. Im nicht vorhandenen gestammelten Spanisch-Italienisch versuche ich der Frau klar zu machen: „Una problema! Brumm Brumm (ich mache Autofahrgesten) chiuso!“ Was soll heißen: Unser Auto ist dort eingeschlossen. Und die Frau versteht mich. Super! Sie holt ihre erwachsene Tochter: „Una signora tedesca con bambini. La macchina es …“ (den Rest habe ich vergessen, aber immerhin weiß ich jetzt, dass Auto auf Italienisch „macchina“ heißt). Die Tochter ist sehr hilfsbereit. Sie kann zwar auch nur italienisch, aber irgendwie klappt es trotzdem mit der Verständigung. Kurz und gut: Sie kennt jemanden, der dort in einer der Firmen arbeitet, den ruft sie an. Der wiederum kennt jemanden, der in einer der anderen Firmen arbeitet und den Schlüssel hat. Allerdings wohnt er 40km entfernt. Und damit er außer der Reihe das Tor aufschließen kann, muss auch die Polizei vor Ort sein. Nach einer knappen Stunde sind wir draußen – sehr erleichtert und dankbar, dass uns so nett und kompetent geholfen wurde!
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