Heute fühlen wir uns richtig reingelegt und sind so sauer wie schon lange nicht mehr. Ich kann mich gar nicht erinnern, überhaupt schon einmal so einen Streit gehabt zu haben auf dieser Reise. Der Ärger mit Achmed, dem Besitzer des Al Salam Camps, zeichnete sich eigentlich gestern bereits ab, als er Judith und Jochen nicht mehr das ihnen zustehende Rückgeld von der Besorgung der neuen Dichtungsringe gegeben hat. Da hat er die 300 Pfund doch einfach mal so behalten ….

Und als es heute Morgen ans Zahlen geht, macht er ein riesen Drama: „When you came, I thought, there were only 2 people in the car, now there are children! I normally take 40 pounds per person, you can read that in the internet. 80 Pounds is not the right price!” Dabei waren 80 Pfund definitiv pro Stellplatz ausgemacht. Und die Kinder waren von Anfang an draußen. So ein Schwachsinn! Und fürs Essen will er auch mehr als doppelt so viel, wie wir in einem Restaurant bezahlt hätten. Dabei steht auf seiner Tafel ein akzeptabler Preis (aber: „This is an old price, you know?“). Dazu kommt die Geschichte von gestern und noch so einiges mehr, das uns zeigt, dass Achmed es nur aufs Geld abgesehen hat. Alle Freundlichkeit, alle Gastfreundschaft nur wegen Bakschisch. Und wir haben ihn in den letzten Tagen schon mehr als fair entlohnt für alle Kleinigkeiten, die er für uns getan hat.

Die Art mit Gästen/Touristen umzugehen, die hier in Ägypten nur allzu üblich ist, ärgert uns zunehmend. Egal was man tut – für jeden Handschlag möchten die Ägypter ein Bakschisch. Und immer wieder fällt man darauf hinein. Jede Information, jede Selbstverständlichkeit muss bezahlt werden. Das ist nun wirklich nicht unsere Art. Und Achmed war jetzt der Gipfel – und ich bin jemand, der immer noch das Positive im Menschen sucht …
Er lässt nämlich gar nicht mit sich reden, bezichtigt Judith sogar noch mit einem arabischen Schimpfwort (haram) und wird wirklich unverschämt. Zum Schluss geben wir ihm das Geld, das wir für angemessen halten und werden praktisch vom Hof gejagt. Dabei berühren wir mit Onkel Deutz auch noch leicht einen kleinen Balken, auf dem das „Dach“ über der Sitzecke befestigt ist, und dadurch fliegt das komplette Dach herunter. Das tut uns natürlich leid und wir geben ihm nochmals 300 Pfund (30 Euro) zur Reparatur des Daches.

Wir sind froh, als wir endlich weg sind. Aber der Ärger sitzt noch eine ganze Weile in unserem Bauch. Wir sind uns sicher, dass wir deutlich mehr bezahlt haben als wir müssten und als vereinbart war. Und trotzdem verspüren wir alle – vielleicht mit Ausnahme von Jochen – auch irgendwie Mitleid.
In sicherer Entfernung zum Al Salam Camp verabschieden wir uns dann noch von der Familie Vosseberg. Sie werden unseren Spuren nun folgen und nach Assuan ins Adam´s Camp fahren, von dort nach Abu Simbel und in den Sudan. Wir wünschen ihnen viel Glück auf ihrer Reise!

Wir machen uns auf in Richtung Norden. Nach einem kurzen Einkaufsstopp (Früchte, Brot, Klopapier) biegen wir auf die Western Desert Road ein und fahren durch eine unwirkliche trockene Mondlandschaft. Leider verschwindet diese Straße immer wieder von unserem Navi, so dass wir einige Male wieder umdrehen und suchen müssen, welches denn nun der richtige Weg ist. Am Abend finden wir einen Wüstenstellplatz etwas nördlich von Asjut. Zum ersten Mal seit vielen Wochen sind wir einmal wieder allein. Irgendwie ist das auch sehr schön. Und Jochens Schwester Birgit erlebt heute ihre erste Dusche im „Badezimmer“ von Onkel Deutz. Wir freuen uns auf eine ungestörte Wüstennacht, in der uns der Muezzin nicht schon um 4 Uhr weckt …