Rückblick vom 2.10.2016
Heute haben wir – Gott sei Dank – den letzten Grenzübergang hinter uns gebracht. Viele Mythen und Märchen ranken um diese Grenze zwischen Sudan und Ägypten: Ohne sogenannten „Fixer“ (Grenzhelfer) sei sie gar nicht zu schaffen. Mehrere Hundert Euro hat der Grenzübergang so manch einen Reisenden anscheinend gekostet. Und man solle früh morgens anfangen, dass man das Grenzgelände vor dem Schließen verlassen könne … Zudem gibt es ein paar Anleitungen im Internet von Leuten, die diese Grenze – mit oder ohne Helfer – in den letzten Jahren überquert haben. Diese „Anleitungen“ haben wir uns ausgedruckt und schon oft durchgelesen, aber sie sind und bleiben kompliziert. Da müssen wir eben durch!
Um 6 Uhr brechen wir in Abri auf, pünktlich um 9.30 Uhr sind wir nach gut 200 km an der Grenze. Um uns herum gelber Sand, tiefste Wüste, flimmernde Hitze. Zunächst müssen wir durch das Tor in den sudanesischen Grenzbereich. Erstaunlicherweise ist hier die Ausreise fast so schwierig wie die Einreise. Im Immigration-Gebäude ist es rammelvoll, denn mehrere Reisebusse müssen abgefertigt werden.
Als erstes sollten unsere Pässe abgestempelt werden. Dafür müssen wir einen weißen Zettel ausfüllen und abgeben, dann heißt es, noch einen Zettel ausfüllen mit den ähnlichen Angaben wie eben. Diesen reichen wir gemeinsam mit dem Pass ein. Nun müssen wir eine Gebühr – 50 Sudanesische Pfund pro Erwachsener – bezahlen. Anscheinend fürs Abstempeln. Um zur Zollabfertigung zu kommen, müssen wir eine Kontrolle passieren. Die lässt uns nicht durch, wir sollen nochmal irgendetwas zahlen. Aber was, kann uns niemand erklären. Das liegt vielleicht auch daran, dass wirklich keiner – KEINER – Englisch spricht und es auch nur Schilder in arabischer Schrift gibt. Nach vielem Hin und Her zahlen wir nochmals 75 Pfund pro Erwachsener, ein hilfreicher gebrochen englisch sprechender Passant, den wir nach langer Suche gefunden haben, erklärt uns, dass das so eine Art Regierungsgebühr ist.
Dann werden wir zum Customs durchgelassen. Nach sehr genauer Leibesvisitation dürfen wir in das Büro des betreffenden Beamten. Dieser stempelt sogleich unser Carnet und wir freuen uns schon. Doch dann zögert er plötzlich und greift zum Hörer. Mazar muss her! Das ist einer der Grenzhelfer, den wir nicht wollen … Mazar kommt, schnappt sich ohne Erklärung unsere Carnets und eilt damit in sein Büro. Wir hinterher. Stefan regt sich auf und fragt erstmal nach seiner Berechtigung. Es geht wohl nicht ohne …
Im Büro wird dann das Carnet mindestens zwei Mal abgeschrieben, Mazar geht mit Jochen und Stefan noch in dieses und jenes Büro, dann wieder zum Kopierbüro, um Pässe, Führerschein, Fahrzeugschein, etc. zu kopieren, dann wieder in sein Büro. So geht es mindestens eine Stunde lang. Schließlich muss der Onkel noch inspiziert werden und ganz zum Schluss wollen sie dann nochmals Geld von uns: erst für die Traffic Police und dann für den Zoll. Stefan fängt fast einen handfesten Streit wegen der Gebühren an, aber das bringt auch nichts. Zahlen muss man, ob man will oder nicht … Nur Mazar, den zahlen wir nicht.
Da die ganze Prozedur 2,5 Stunden gedauert hat, ist es bereits 12 Uhr, als wir endlich vor dem Tor der ägyptischen Grenze stehen. Auch hier stehen wieder eine Menge Reisebusse herum und warten. Wir können an einigen vorbeifahren und reihen uns ein. Ich gehe schon mal vor zum Gate und frage, was wir denn so machen müssen. Sehr freundliche Beamte kommen mir zu Hilfe. Der erste möchte gleich mal unsere Gelbfieberbescheinigung sehen. „Was, die Gelbfieberbescheinigung? Die haben wir nicht“, antworte ich zuerst. Da kommt der Beamte zum Onkel und misst uns erst einmal allen Fieber. Dann muss ich mit ihm mitkommen und er zeigt mir einen Impfpass. Ich denke, dass er uns ohne Impfung nicht durchlassen wird, also erkläre ich ihm, dass mein Mann und ich einen solchen Impfpass besitzen und auch eine Gelbfieberimpfung, die Kinder jedoch nicht. Sie sind „allergic to eggs“ (das haben wir inzwischen erfahren, dass man in diesem Fall nicht gegen Gelbfieber impfen darf). Und damit kommen wir durch! Erste Hürde überstanden.
Als nächstes muss Jochen mal wieder fünf Zettel ausfüllen, während ich versuche, Dollars in ägyptische Pfund umzutauschen. Dafür gibt es eine Art Bank, d.h. ein Büro mit einem Mann hinter einem Schreibtisch. Ich tausche 400 Dollar zu einem – so glaube ich – akzeptablen Kurs. Allerdings dauert auch dies wieder mindestens eine Viertelstunde, da er so viel Geld nicht vorrätig hat.
Nun kann ich endlich die „Eintrittsgebühr“ für die Grenze entrichten: 60 Pfund Eintritt und 30 Pfund für den Gesundheitscheck pro Person, dann nochmals 120 fürs Auto. Das sind immerhin 5×6 Euro und dann noch 10 Euro fürs Auto. Es sammelt sich …
Nun dürfen wir hineinfahren. Jochen bleibt beim Auto, denn dieses wird wieder einmal inspiziert, doch auch dieses Mal ist der Beamte mehr am Auto interessiert als an dem, was wir dabeihaben. Ziemlich frech nimmt er sich einfach ein Snickers aus unserem Kühlschrank.
Solange beschäftige ich mich mit den Kindern schon mal mit der Visafrage. Vor einem Schalter ist ein riesiges Gedränge. Leider Beschriftung wieder nur auf Arabisch. Was soll´s, ich drängle mich durch bis zu einer Tür und gehe kurzerhand ins Büro. Tatsächlich schmeißen sie mich nicht raus, sondern helfen mir nach einigen Verständigungsschwierigkeiten weiter: Ich muss nochmals zur „Bank“, dort kann ich die Visa kaufen – na, wenn ich das vorher geblickt hätte! Egal, das geht jetzt schnell, ich lege 125 Euro auf den Tisch, dann haben wir die Visa. Jetzt nur noch ein weiteres Formular ausgefüllt (eins pro Pass, versteht sich), dann wieder an der Schlange vorbei und ins Büro. Der Beamte nimmt unsere Pässe mit einem Lächeln an, klebt die Visa ein, haut einen Stempel drauf und fertig ist die Laube. Denken wir. Aber irgendwie wollen sie unsere Pässe noch behalten, wir sollen in fünf Minuten wiederkommen. Ok, wir warten draußen. Es dauert. Ein bisschen länger. Und noch ein bisschen. Irgendwie blättern sie wie wild in irgendwelchen uralten Akten – vielleicht checken sie, ob wir international gesuchte Touristen sind?
In der Zwischenzeit tausche ich noch unsere restlichen sudanesischen Pfund in ägyptische um – heimlich und auf der Straße, denn das geht offiziell irgendwie nicht.
Nach einer ¾ Stunde Wartezeit hat Jochen endlich unsere Pässe, nun kommt noch die Verzollung des Onkels. Die findet in einem anderen Büro statt. Es herrscht eine sengende Hitze. Vorher müssen wir einen speziellen Ordner kaufen, in dem wir alle möglichen und unmöglichen Kopien sammeln müssen. Diesen liefern wir im Zollbüro ab. Der Beamte ist halbwegs zufrieden, jetzt müssen wir in ein Büro auf der Hinterseite des Gebäudes. Hier fahren wir sogar mit dem Onkel hin. Was wir dort sollen, weiß ich gerade schon gar nicht mehr. Auf jeden Fall wird unsere Fahrgestellnummer noch abgepaust, wir müssen eine erneute Gebühr für die Erstellung des ägyptischen Führerscheins und die neuen ägyptischen Nummernschilder zahlen, und schließlich geht es noch um die Fahrzeugversicherung. Wir haben eine Comesa für das gesamte östliche Afrika abgeschlossen, auch Ägypten ist dabei. Nur leider erkennt Ägypten das nicht an. Die Beamten hier kennen keine Comesa-Card. Wir diskutieren hin und her, schließlich ziehen wir mal wieder den Kürzeren und kaufen zusätzlich noch eine ägyptische Versicherung. Schöner Sch …!
Nun ist es schon nach 16 Uhr und wir sind tatsächlich am Ende angekommen! Sowohl mit dem Papierkram, als auch mit unserem Durchhaltevermögen. Wir erhalten die neuen ägyptischen Nummernschilder und montieren sie am Onkel.
Halb fünf – nach ägyptischer Zeit halb vier – verlassen wir die Grenze, nehmen noch zwei Beamte mit, die auch zur Fähre nach Abu Simbel wollen – und brausen 30 km in Richtung Lake Nasser und Fähre. Die letzte Fähre hat sogar auf uns gewartet, wir fahren drauf und sie legt sofort ab. Geschafft!!! Ziemlich fertig genießen wir die wunderschöne Landschaft – See und Wüste – die sich uns bietet.
Nach einer knappen Stunde Überfahrt legt die Fähre in Abu Simbel an, wir fahren noch den knappen Kilometer bis zum Parkplatz und sind ziemlich fertig, müde, verschwitzt, klebrig, heiß und ko. Der Teer auf dem Parkplatz strahlt selbst nach Sonnenuntergang noch die Hitze des Tages ab, nur unsere kleine Dusche im Onkel Deutz rettet uns kurz vor dem Schlafengehen vor dem Hitzetod.
Kosten Exit Sudan:
Pass stempeln: 50 Sudanesische Pfund pro Person (nur Erwachsene)
Gebühr für die Regierung: 75 Sudanesische Pfund pro Person (nur Erwachsene)
Gebühr für die Traffic Police: 120 Sud. Pfund
Customs (Zoll): 108 Sud. Pfund
Summe: 480 Sud. Pfund (ca. 40 Euro)
Kosten Eintritt Ägypten:
Visum an der Grenze: 25 US-Dollar pro Person (auch Kinder)
Eintrittsgebühren ins Gelände: 90 Ägyptische Pfund pro Person (auch Kinder) und 125 fürs Auto
Customs (Zoll): 522 Ägypt. Pfund
Versicherung (Comesa wird nicht akzeptiert): 180 Ägypt. Pfund
Gebühren für Ausstellung Nummernschilder, Führerschein, etc: 60 Ägypt. Pfund
Gesamtkosten: 1330 Ägypt. Pfund (133 Euro) + 125 Dollar Visa
Kosten Fähre über den Lake Nasser: 350 Ägypt. Pfund
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