Rückblick vom 12.9.2016
Am Morgen wachen wir nach einer sehr erholsamen und ruhigen Nacht durch das Toben von Affen auf dem Dach des Onkels auf. Es ist ein wunderschöner Tag angebrochen, hinter dem Onkel Deutz können wir durch ein großes Tor riesige hässliche Marabus auf einer großen grünen parkähnlichen Wiese laufen sehen. Wir schlüpfen durch das Tor und können zum ersten Mal einen Blick auf den Lake Awassa erhaschen. Wow, es ist eigentlich ziemlich schön hier!
Wir frühstücken – machen Schule, denn auch bei uns ist heute wieder der erste Schultag – und beschließen, uns vor der Weiterfahrt noch etwas die Stadt Awassa anzusehen.
Wir ziehen zu Fuß los und sind ganz überrascht: Hier gibt es sogar eine Uferpromenade! Viele kleine Restaurants mit Blick auf den See machen das Ganze zu einem sehr angenehmen Spaziergang. Natürlich spricht uns gleich am Anfang ein junger Äthiopier an, viele Afrikaner sind auf der Suche nach Kontakt zu Europäern. Aber gleichzeitig sind sie auch einfach nur nett und das kann sehr hilfreich sein, wenn man neu in einem Land ist und die Sitten und Gebräuche erst kennenlernen muss. Wir unterhalten uns also angeregt, sein Englisch ist ziemlich gut – er ist Medizinstudent – aber obwohl wir die gleiche Sprache sprechen, tun wir es irgendwie doch nicht! Zumindest versteht er uns überhaupt nicht. Er kann sich einfach nicht vorstellen, was wir tun, wo wir herkommen und wo wir hinfahren. Wir müssen es ihm mehr als drei Mal erklären und selbst dann scheint der Groschen nur sehr langsam zu fallen. Eine solche Reise ist ihm so dermaßen fremd, dass es komplett sein Vorstellungsvermögen – seinen Horizont – übersteigt. Es ist einfach unglaublich!
Die Äthiopier haben eine Leidenschaft fürs Tischtennisspielen und für Billard, wie wir bereits auf der Durchreise anhand der zahlreichen Tischtennisplatten in den Restaurants feststellen konnten. Auch hier an der Uferpromenade gibt es wieder eine Platte. Silas lässt es sich nicht nehmen, sich zu einem kleinen Match herausfordern zu lassen. Und er schlägt sich gar nicht schlecht!
In einem kleinen Restaurant bestellen wir unser erstes äthiopisches Essen: Es gibt äthiopisches Fladenbrot aus Sauerteig (sieht eher aus wie ein großer dünner Pfannkuchen) mit einem Teller aus kalten Rindfleischsalat mit Tomaten und Paprika, dazu eine höllisch scharfe rote Soße und einen Teller mit gegrilltem Fisch und Reis. Beides ist lecker – der Fladen aus Sauerteig allerdings gewöhnungsbedürftig! Nach dem Essen genießen wir zum ersten Mal äthiopischen Kaffee und auch der enttäuscht uns nicht.
Nach dem Mittagessen schlendern wir gemütlich über die Uferpromenade zurück zum Onkel. Der junge Student kommt mit, er möchte bis Shesheme mitfahren, dort wohnt er mit seinen Eltern. Natürlich lädt er uns auch in seine Familie ein – diesmal lehnen wir jedoch dankend ab, denn wir schaffen es im Moment nicht, uns auf einen anstrengenden Familienbesuch einzulassen, so leid uns das tut …. Wir verabschieden uns also, bedanken uns für die Hilfe und fahren weiter bis zum Lake Langano. Hier soll es laut Reiseführer einen Campingplatz direkt am See geben. Außerdem soll man in diesem See gefahrlos baden können: wegen seines hohen Sodagehalts ist er bilharziosefrei, Kroks und Hippos soll es auch nicht geben. Es sind insgesamt nur knapp 80 km, leider entpuppt sich die Stellplatzsuche wieder als schwierig: Die Zufahrt zum Campingplatz ist durch viele niedrige Bäume versperrt, so dass wir es gar nicht erst versuchen. Einige Kilometer weiter folgen wir einer weiteren Empfehlung und landen in einem „Resort“, das seinen Namen allerdings nicht wirklich verdient hat: Es liegt zwar direkt am See, aber es macht einen sehr ungepflegten Eindruck. Die Toiletten sind ein Drecksloch, aus den Duschen kommt kein Wasser. Ziemlich unflexibel sind sie an der „Rezeption“ leider auch, denn sie können uns keine Dusche in einem der Ferienhäuser anbieten.
Aber schließlich finden wir eine Lösung: Für 160 Birr pro Erwachsener (7 Euro) können wir immerhin auf der Wiese direkt hinter dem Zaun campen und wir erhalten die Möglichkeit, relativ sauberes Grundwasser zu benutzen, um unsere Tanks im Onkel aufzufüllen. Die Toiletten im Restaurant am See dürfen wir anstellen der Dreckslöcher aufsuchen. Diese sind einigermaßen akzeptabel. Nicht gerade das, was wir uns wünschen, aber für äthiopische Verhältnisse wahrscheinlich das beste, was wir zu diesem Preis bekommen können.
Wir parken unseren Onkel und Juli kann noch ihre geplante Geburtstagsüberraschung für Silas durchführen: Es gibt ein leckeres Schokoladenfondue mit so viel Schokolade, dass uns fast schlecht wird! Dazu Bananen und Ananas, Äpfel oder andere Früchte konnten wir leider nicht auftreiben. Es ist für alle ein Fest!
Zum Abendessen brauchen wir dann alle nicht mehr viel und nach einem kleinen Strandspaziergang essen wir Tomatensalat mit dem Rest Brot aus Nairobi.
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