Rückblick vom 7.9.2016:
Früh aufgestanden, spät losgekommen – aber das ist so bei der Jungle Junction hier in Nairobi. Bis wir uns von allen netten Menschen verabschiedet haben, dauert es eine Weile. Dann muss man noch die Rechnung zahlen, Wasser auffüllen, jemand möchte einen noch mit Tipps für Äthiopien versorgen und zu guter Letzt stellen wir fest, dass einer unserer Wasserkanister in der Heckbox ausgelaufen ist. So ein Mist!! Alles nass!! Als unterstes liegen unsere Kletterrucksäcke und die hat es am meisten getroffen. Es hilft also nichts: alles raus, die Sachen umschichten, nasse Klettersachen und -rucksäcke erstmal nach drin in den Onkel Deutz bis sie trocken sind, etc.

Um 10 Uhr ziehen wir endlich los. Jetzt haben wir doch bestimmt die Rushhour hinter uns? Naja, wir nehmen die Ostumfahrung von Nairobi und stehen trotzdem im Stau. Aber vielleicht nur eine halbe Stunde. Wir kommen am International Airport vorbei – hier ist die Omi erst vor 3 Tagen abgeflogen – und schließlich haben wir Nairobi hinter uns. Bis Thika ist die Straße sogar vierspurig ausgebaut und wir kommen sehr schnell voran. Keine Speedbumps, kein Stau. Super! Die Landschaft ist sehr grün und es gibt jede Menge Ananasplantagen. Nur das Wetter ist nach wie vor grau in grau und recht kühl – so gar nicht, wie man sich Afrika vorstellt!
Nach einer späten Mittagspause und einem so nicht geplanten Umweg über Nyeri sehen wir linkerhand den Mount Kenya, immerhin über 5000m hoch ragt er in die Wolken. Aber ehrlich gesagt sieht er weniger imposant aus als erwartet. Seine Hänge steigen sehr sanft an, nur der Gipfelanstieg scheint etwas anspruchsvoller – so zumindest aus der Ferne… Und dann kommen wir in die Nähe des Äquators. Gespannt beobachten wir unser GPS und zählen die Sekunden rückwärts. Und siehe da – es ist tatsächlich ein Schild da: „Kenia – This sign on the Equator“! Wir halten natürlich und lassen uns mit Onkel Deutz knipsen.
Aber richtig cool ist die Demonstration der Corioliskraft: Wie bestimmt jede/r Leser/in unseres Blogs weiß (J), dreht sich das Wasser beim Ablaufen (z.B. in der Badewanne) auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn und auf der Südhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn. Und genau dies kann man hier mit eigenen Augen beobachten: Kluge Menschen haben dafür bereits eine Schale Wasser mit einem kleinen Trichter vorbereitet. Darin schwimmen zwei Streichhölzer. Wir müssen nur 20m in Richtung Nord laufen – schon drehen sich die Streichhölzer beim Wasserablauf nach rechts. Und 20m südlich des Äquators ist es genau andersherum. Wow!
Und wie ist es genau auf dem Äquator? Ja klar, da dreht sich das Wasser nämlich überhaupt nicht, sondern läuft schnurstracks und gerade aus dem Loch raus! Wer hätte das gedacht! Physik pur – nur dass wir es trotz Wikipedia nicht so richtig erklären können … Vielleicht kann uns ja jemand helfen?

Die Landschaft ist weiterhin grün, es gibt große Weizen- und Maisfelder, sowie Wälder und Viehwirtschaft. Es scheint fast so, als wäre das eine der fruchtbarsten Gegenden Kenias. Wir diskutieren eine Weile, wo wir heute übernachten wollen und entscheiden uns für „so weit fahren wie möglich“, entweder es kommt ein Campingplatz oder wir finden eine andere Stelle. Und wir haben riesen Glück: Wir kommen ca. 30km vor Isiolo an einer kleinen Raststätte – in Südafrika würde man „farmstall“ dazu sagen – vorbei, wo man etwas zu Essen kaufen kann. Ich sehe es im Vorbeifahren, wir bremsen etwas spät, drehen um und fragen, ob wir über Nacht hier stehen dürfen. Ja, wir dürfen. Wir sind bei der Farm „Kisima“ gelandet. Es kommt sogar ein Nightguard. Und wir dürfen sogar die Toiletten benutzen. Und es gibt sogar eine riesige Portion Pommes für nur 100 Shilling (90 Cent) aus frischen Farmkartoffeln. Und es gibt sogar Kaninchen mit Babys um die Ecke. Und die Farm hat sogar Pferde. Und wir können superleckeren selbstgemachten Blütenhonig kaufen. Und Erdbeermarmelade. Und für morgen früh gibt es leckeren Kaffee. Und direkt hinter dem Onkel Deutz gibt es einen Wasserhahn mit bestem Trinkwasser. Wow! Wir können unser Glück kaum fassen und statt der geplanten gesunden Gemüsepfanne mit Reis gibt es für jeden eine riesige Portion leckerster Pommes (und nachher immerhin einen Tomatensalat, nur zur Beruhigung des Gewissens). Danach fallen wir alle ziemlich müde ins Bett.