… die Hauptprüfung ist die sudanesische Botschaft. Nach einem entspannten Wochenende in der Jungle Junction in Nairobi stürzen wir uns am Montag wieder in den Kampf: Diesmal müssen wir zur sudanesischen Botschaft, um das nächste (und letzte) Visum zu beantragen. Wieder wurden wir vorgewarnt: Die Sudanesen sind noch schwieriger als die Äthiopier!
Aber zunächst einmal wollen wir das nicht glauben. Nach der 1,5-stündigen Fahrt durch den allmorgendlichen Berufsverkehr in Nairobi gelangen wir zur sudanesischen Botschaft. Alex, der Fahrer von Jungle Junction, bringt uns hin. Er meint auch, es wird nicht so lange dauern und wartet auf uns.
Ok, wir gehen erst einmal hinein und checken die Lage. Von außen ist es eine unscheinbare mit Elektrozaun gesicherte Mauer mit einer kleinen Eisentür. Es gibt kein offizielles Schild, keine Klingel, nichts. Wir klopfen also. Ein Wachmann öffnet. Wir tragen unser Anliegen vor und werden in den Warteraum gelassen. Auch hier wieder ein paar flauschige Sessel und viele Menschen. Trotzdem werden wir nach ca. einer halben Stunde an den Schalter vorgelassen. Der Mann hinter der Glasscheibe spricht so leise, dass wir ihn kaum verstehen können. Um ihn besser zu hören, müssen wir uns immer ganz hinunter beugen und unser Ohr an den kleinen Durchreicheschlitz über dem Tresen pressen. Er macht uns unmissverständlich klar, dass wir ohne ein Empfehlungsschreiben von der deutschen Botschaft hier nicht weiterkommen.
Auch die Äthiopier wollten ja zunächst ein solches Schreiben, haben aber dann darauf verzichtet, als wir hartnäckig erklärten, dass wir dieses nicht erhalten können. Ganz anders hier: ohne das geht nichts!
Uns bleibt also nichts Anderes übrig, als uns auf den Weg zur deutschen Botschaft zu machen. Zum Glück wartet Alex noch draußen. Rein ins Taxi, 20 Minuten durch die Stadt und wieder raus. Das deutsche Botschaftsgebäude ist wie ein Hochsicherheitstrakt von zwei Reihen Elektrozaun und Doppeltor umgeben. Warten muss man auf harten Holzbänken vor dem Tor, sprechen kann man mit dem Wachmann nur über ein Mikrofon.
Aus dem Internet und von anderen Reisenden wissen wir, dass die deutsche Botschaft mindestens ebenso eine harte Nuss ist, was das (Nicht)Ausstellen eines Empfehlungsschreibens betrifft, wie die sudanesische, was das Fordern eines solchen betrifft. Sie tun es nämlich nicht. Und zwar auf keinen Fall. Nie. Das gibt es nämlich nicht. Und was es nicht gibt, kann man auch nicht schreiben. Und sie machen keine Ausnahmen. Für niemanden. Niemals. Wir erklären, wir bitten, wir lassen uns nicht abwimmeln. Keine Chance. Und das nennt man dann die Vertretung der Interessen deutscher Bürger im Ausland!
Unverrichteter Dinge kehren wir nach über zwei Stunden wieder zur sudanesischen Botschaft zurück. Diesmal werden wir nicht einmal hineingelassen. Wir warten vor der Tür. Schließlich kommt irgendein Offizieller zu uns und teilt uns mit, wir sollen morgen wiederkommen. Wir ringen ihm immerhin ab, uns einen Visaantrag mitzugeben, den wir bis morgen 10x kopieren (pro Person braucht man zwei Anträge) und ausfüllen können. Na immerhin!
Etwas entmutigt, aber nicht ganz mutlos, verlassen wir die Botschaft und machen uns auf den langen Rückweg durch die Stadt. Was uns an diesem Abend tröstet: wir kaufen ziemlich leckeres German Bread in einem nahegelegenen Supermarkt, dazu ungarische Salami, französischen Emmentaler und Salat. Zum Abendessen gibt es Spiegelei auf Salamibrot und Käse. Fast wie zuhause …
Übernachten müssen wir heute vor der Werkstatt der Jungle Junction: wir haben den Onkel am Morgen dorthin gebracht, weil er seit der Tour ins Massai-Dorf seltsame Geräusche fabriziert und wir vermuten, dass es mal wieder ein Radlager gekostet hat. Da die Mechaniker noch nicht fertig sind und Onkel Deutz noch aufgebockt ist, kurbeln wir an Ort und Stelle die Zelte hoch. Ein heftiges Gewitter überrascht uns am frühen Abend und durchnässt alles, was noch draußen herumsteht.
Heute Morgen machen wir uns erneut auf zur Botschaft. Wir haben wirklich gar keine Lust! Aber uns bleibt nichts Anderes übrig! Halb neun holt uns Alex ab, pünktlich halb zehn sind wir da. Auch diesmal lassen sie uns nicht einmal hinein. Der Offizielle von gestern Nachmittag kommt und fordert uns auf, ein Schreiben aufzusetzen, in dem wir erklären, wer wir sind, warum wir in den Sudan wollen und warum wir kein Empfehlungsschreiben haben. Ja, wo wir das denn jetzt hier schreiben sollen? fragen wir. Es gäbe da ein paar Straßen weiter die Möglichkeit, ist seine Antwort.
Wir machen uns also auf den Weg. Tatsächlich finden wir im „local market“ auch eine Art Internetcafe mit PC´s und Druckern. Jochen formuliert einen Brief an die Botschaft und eine gute Stunde später sind wir wieder zurück. Wir klopfen, die Eisentür öffnet sich einen Spalt, der Wachmann nimmt das Schreiben entgegen und lässt uns wieder vor der Tür stehen. Wir warten. Es dauert. Er erscheint und sagt uns, dass dieses Schreiben nicht ausreicht und wir jetzt nochmal zur deutschen Botschaft fahren sollen. Wir lehnen ab und sagen, dass das nicht möglich ist. Es geht hin und her. Der Wachmann geht hinein, übermittelt unsere Argumente, kommt heraus und lässt uns dann wieder warten. Wir spielen dieses Spiel, das für uns langsam wirklich zu einer Art Zerreißprobe wird, über zwei Stunden lang. Die Kinder sind super und ertragen alles mit Fassung und Geduld. Ich werde sauer, sage, dass man Menschen doch so nicht behandeln kann, aber was hilft´s?
Schließlich gehe ich mit den Kindern in ein Restaurant um die Ecke. Es ist wie eine Oase der Ruhe. Endlich können wir uns setzen, Hände waschen, etwas essen. Jochen harrt vor der Botschaftstür aus, wir wollen mit dem Botschafter sprechen. Aber keine Chance.
Als wir vom Essen zurückkommen, geben wir für heute auf. Alex ist schon da und wir fahren zurück zur Jungle Junction. Wir brauchen einen neuen Schlachtplan. Noch ist nicht aller Tage Abend!
Zwei Möglichkeiten haben wir noch, falls wir hier in Nairobi nicht durchkommen: entweder wir schicken unsere Pässe nach Deutschland, dort können wir das Sudanvisum ganz einfach bekommen (es dauert halt und das Verschicken ist auch nicht so ganz einfach) oder aber wir versuchen es in Addis Abeba nochmals. Letzteres wollen wir aber vermeiden, da wir über die Botschaft dort kaum etwas wissen. Naja, eine Chance geben wir der Sache hier in Nairobi nochmal. Aber wenn wir bis morgen Mittag nichts haben, dann müssen wir einen anderen Weg finden.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit dem Trocknen der Zelte, die von dem gestrigen Regenguss noch sehr feucht bis sehr nass sind (ins Mädelszelt ist es hineingelaufen). Außerdem diskutieren wir unsere verschiedenen Optionen ….
Unser Onkel Deutz ist auch noch aufgebockt und so verbringen wir eine weitere Nacht vor der Werkstatt der Jungle Junction.
Wir hoffen nur eins: morgen wird alles wieder besser!
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