… Jochen und ich sind etwas reisemüde geworden. Nach 7 aufregenden, abwechslungsreichen Monaten „on the road“ müssen wir uns gerade etwas motivieren, um das Schöne noch zu bewundern, das Erreichen von Campingplätzen nicht nur mühsam zu finden und uns neue interessante Ziele zu stecken. Wollen wir nochmal einen Nationalpark mit Tieren? Doch nochmal einen anderen Strand? Wieder einmal neue Menschen kennenlernen? Uns in die Kultur des x-ten afrikanischen Stammes hineinversetzen? Wieder neugierige Fragen zum Woher und Wohin beantworten? Horden von Kindern zuwinken, die dann im Nachhinein nach „money“ oder „sweets“ fragen?
Wir sind es etwas müde geworden. Ja, tatsächlich. Wir haben so langsam Lust auf zuhause: auf echte Freunde, auf Familie, auf Ordnung, auf Waschmaschine, auf Sauberkeit, auf „einfach mal kurz zum Bäcker gehen“, auf Klo um die Ecke und auf sonstige Annehmlichkeiten. Es lässt sich nicht leugnen: Wir haben einen Hänger.
Den Kindern geht es noch nicht so. Für sie ist irgendwie alles ok, was wir entscheiden. Ja, sowas kommt auch bei der schönsten Reise einmal vor. Wir sagen uns zwar immer wieder, so etwas werden wir nicht mehr erleben und wir müssen es genießen (was wir natürlich weiterhin tun). Und trotzdem ist der Reiz des Neuen nicht mehr so groß wie am Anfang.

Heute waren wir kurz davor, unsere Pläne bezüglich Arusha und Nairobi über Bord zu schmeißen und kurzerhand an den Strand nach Kenia zum Windsurfen zu fahren. Die Idee kam relativ plötzlich, weil eine holländische Familie, die wir über eine Facebookgruppe „kennen“, gerade dort ist zum Kiten. Es ist ein verlockender Gedanke, aber schließlich entscheiden wir uns dagegen. Windsurfen können wir um Grunde genommen überall bei uns in Europa und wir haben gerade nicht die richtige Muße dafür.
Stattdessen entscheiden wir uns bei unserem ursprünglichen Plan zu bleiben und möglichst unverzüglich über Arusha nach Nairobi zu fahren. In Arusha haben wir in den nächsten Tagen noch eine Verabredung mit „unseren“ zwei Massai, die wir im Süden Tansanias zufällig getroffen haben und die uns ihre Familien zeigen wollen. Wir sind gespannt, ob das klappt.

Ja, und in Nairobi werden wir einige Informationen bezüglich unserer Weiterreise einholen. Eine nicht mehr ganz neue Idee ist es, dass wir das letzte „kurze“ Stückchen von Nairobi auch noch nach Hause fahren. Wir haben in den letzten Monaten einige Menschen getroffen, die sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben und nun haben wir auch richtig Lust dazu bekommen! Uns erwartet die arabische Kultur, die Pyramiden und vieles mehr!
Etwas schwierig könnte es werden, die entsprechenden Visa zu bekommen und deshalb haben wir etwas Zeit in Nairobi eingeplant. Dort gibt es einen Treffpunkt für alle Overlander, die von Norden bzw. Süden kommen, an dem man die neusten Informationen und Entwicklungen austauschen kann. Es wird also nochmals spannend.

Nun aber noch ein Kurzbericht zu den letzten beiden Tagen:
Den gestrigen Tag haben wir auf der Irente Farm mit einer kleinen Wanderung durch die Usambara-Berge und am Nachmittag mit gutem Kaffee und selbstgebackenem Schokoladenkuchen verbracht. Außerdem ist mal wieder Waschtag – nach dem ganzen Salzwasser von Peponi Beach eine absolute Notwendigkeit! Den größten Teil der Wäsche geben wir einer Waschfrau ab, die in Handwäsche und mit kalten Wasser den größten Dreck abspült, einen kleinen Teil waschen wir auch selbst von Hand. Wie gesagt, so eine Waschmaschine mit heißem Wasser wäre uns schon mal wieder etwas wert ….

Heute ist ein Fahrtag: Wir verabschieden uns von Richie, der uns trotz seiner ruppigen Art wohl ein bisschen ins Herz geschlossen hat. Die erste Stunde der Fahrstrecke verbringen wir mit dem Weg ins Tal. Dann heißt es rechts abbiegen in Richtung Arusha. Die Aussicht ist leider – wie seit Tagen – mehr schlecht als mittelmäßig: schwere graue (Regen-)Wolken verdüstern den Himmel und die Sicht auf die Berge zu unserer Rechten bzw. die Masai-Steppe zu unserer Linken. Wir kommen verhältnismäßig gut voran, nur die unzähligen Speedbumps nerven. Einmal übersieht Jochen ein 50er-Schild und prompt werden wir geblitzt. Kostet 30.000 Shilling (12 Euro) mit Beweisfoto und Beleg. Da ist mal nichts zu machen.
Nachdem wir zwei Campingplätze rund um Moshi angefahren haben (der erste ist kein Campingplatz mehr und der zweite kostet 10 US-Dollar pro Person ohne Kinderrabatt), finden wir ganz zufällig ein traumhaftes Stellplätzchen am Rande eines Maisfeldes mit Blick auf den Kilimandscharo – wenn er denn zu sehen wäre. Wir hoffen ganz einfach auf morgen und richten uns für die Nacht ein. Wir können kaum glauben, dass wir so nahe am höchsten Berg Afrikas einfach so einen Stellplatz gefunden haben, noch dazu einen, an dem so gut wie keine Menschen vorbeikommen.
Zum Abendessen gibt es salzige Pfannkuchen aus afrikanischen Kochbananen mit selbstgemachten Chips aus ebendiesen. Die Kochbananen habe ich aus Versehen gekauft und chefkoch.de macht dann den Rest. Ziemlich lecker übrigens!