Wir hatten vor ca. einer Woche unser 100-Tage-Jubiläum, das wir gebührend gefeiert haben …. Unter anderem haben wir uns auch gefragt, was wir hier eigentlich vermissen, seitdem wir auf Reisen sind. Und erstaunlicherweise mussten wir feststellen, dass das gar nicht so viel ist, wie man denkt. Da sind auf der einen Seite die Freunde und die Familie, die wir natürlich manchmal vermissen. Aber durch die modernen Medien fühlt man sich gar nicht so weit weg. Da ist noch die gute schwäbische Küche (Mio: „Ich möchte mal wieder bei der Susanne Maultaschen essen“, Silas: „Wenn ich nach Hause komme, esse ich jeden Tag eine Brezel“, Juli: „So richtig gute Saitenwürstle zu Linsen und Spätzle …“), aber hier bekommen wir eigentlich alle wesentlichen Nahrungsmittel in guter Qualität, sogar zum Teil richtig gutes Brot. (Das könnte sich evtl. in naher Zukunft in den nördlicheren Ländern ändern …).
Man könnte auch unser Zuhause vermissen, das Haus, unser Sofa, unseren Garten und unser Wohnzimmer. Aber auch das fehlt uns nicht wirklich. Natürlich ist es schön, wenn wir mal wieder Platz haben und uns nicht aneinander vorbeiquetschen müssen.
Die Kinder vermissen am meisten andere Kinder zum Spielen. Silas wünscht sich sein Fischertechnik und weiß schon ganz genau, was er bauen wird, wenn er nach Hause kommt.
Und wie sieht es aus mit der Arbeit? Ehrlich gesagt, so gern ich/wir arbeiten, hier vermissen wir sie nicht. Das mag daran liegen, dass uns das Reisen, das Unterrichten, das Organisieren und Reparieren total ausfüllen und bis jetzt noch nie Langeweile aufgekommen ist. Eher im Gegenteil. Ich erinnere mich an die Reisen, die Jochen und ich gemacht haben, bevor wir Kinder hatten. Da haben wir uns nach zwei Monaten nach einer Aufgabe gesehnt. Mit Kindern sieht das ganz anders aus. Da sind die Tage komplett ausgefüllt, vor allem, wenn man täglich auch noch Schulunterricht gibt.
Wir vermissen also etwas, das wir Zuhause auch nicht haben und von dem wir uns erhofft hatten, dass wir es hier in Hülle und Fülle besäßen: Zeit. Natürlich gibt es Momente und auch Tage, in denen wir uns die Zeit nehmen. Aber sie kommt nicht von selbst. Man muss bewusst innehalten und sich sagen: heute/jetzt stellen wir alles andere hintenan und gönnen uns Zeit zum Lesen, Spielen, Nachdenken, Diskutieren, etc. Das sind die Tage, an denen wir einfach irgendwo bleiben. Und zum Glück haben wir hier den Luxus, uns diese Zeit auch nehmen zu können.

Also: Alles in allem aber haben wir uns – und das reicht ganz schön weit. Noch vermissen wir nichts wirklich. Und da wir, wenn alles nach Plan läuft, auch erst ein Drittel der Reise hinter uns und noch zwei Drittel vor uns haben, richten wir unsere Gedanken auch noch gar nicht auf die Heimat, sondern freuen uns auf alles, was wir hier noch erleben werden.

Morgen werden wir voraussichtlich nach Lesotho fahren. Übrigens zu eurer Beruhigung: Das Thermometer zeigte heute Morgen hier in den südlichen Drakensbergen 12 Grad an …. Die Heizung im Onkel Deutz ist auf Dauerbetrieb und wir haben alles an, was wir dabeihaben! Wir können also mitfühlen mit euch im kalten Deutschland.