Also, geplant war das so nicht … Geplant war eigentlich, dass wir den Onkel Deutz für unser Afrikajahr 2016 kaufen und danach wieder verkaufen, wenn wir unser altes Leben in Deutschland wieder aufgenommen haben. Aber wie das Leben manchmal so spielt, kommt es anders als man denkt: Als wir in 2017 wieder angefangen haben mit Arbeiten, Schule, unseren sportlichen Aktivitäten und allem Drum und Dran haben wir unseren Onkel erst einmal neben einer großen Scheune untergestellt und uns um unser altes neues Leben gekümmert. Und da stand er dann einsam und verlassen ein halbes Jahr lang. Wir hatten keine Zeit uns mit ihm oder auch nur mit seinem Verkauf zu beschäftigen. Zu viel anderes war wichtig. Dann kam der Winter. Der Onkel musste dringend in eine Halle, damit er durch den Frost nicht weiteren Schaden nehmen würde. Ok, einen Platz haben wir gefunden. Immer noch voller Afrikastaub und nicht mal ganz ausgeräumt hat er seinen zweiten europäischen Winter in einer Halle verbracht.

Jetzt schreiben wir das Jahr 2018. Im Frühjahr wollen wir uns wieder um den Onkel kümmern. Endlich entscheiden, was mit ihm passieren soll. Und irgendwie wollen wir ihn alle nicht verkaufen. Er ist doch ein Familienmitglied und hat uns so lange und treu begleitet! Vielleicht sollten wir ihn einfach nochmal nach Afrika schiffen und dort noch ein paar Jahre lang (normale Sommer-) Urlaube machen? So langsam formt sich eine Idee ….

Und dann kommt unser alljährlicher traditioneller Pfingsturlaub mit unserem Segelverein am Comer See. Dort treffen wir auf Felix, 20 Jahre, gerade so das Abitur in der Tasche und noch grün hinter den Ohren. Er ist der Sohn eines Seglerfreundes von uns und wir kennen ihn schon von Kindesbeinen an. Er und seine Freundin Pia, 19 Jahre, möchten nach dem Abitur ins Ausland – besser gesagt nach Afrika. Da machen wir mal lapidar den Vorschlag, dass sie ja unseren Onkel Deutz ausleihen könnten. Diese Idee setzt sich in deren beiden Köpfen fest und nach und nach entsteht ein Plan: Felix und Pia bekommen unseren Onkel und fahren ihn für uns zurück nach Namibia, wo wir ihn dann im Sommer 2019 für unseren Sommerurlaub übernehmen werden. Ein klassisches Win-Win-Geschäft: Wir sparen die Verschiffung, die beiden bekommen ein günstiges Fahrzeug.

So einfach gestaltet sich das natürlich dann auch nicht …. Es gibt viel zu überlegen, zu besprechen und schließlich auch schriftlich zu vereinbaren, damit wir uns alle mit einem guten Gefühl auf dieses neue Abenteuer einlassen können: Wir versprechen, dass wir den Onkel in einem sehr guten Zustand an die beiden übergeben und Felix und Pia versichern uns, dass wir den Onkel in dem gleich guten Zustand in Namibia zurückbekommen. So weit, so gut.

Guter Zustand ist leichter gesagt als getan: Als wir den Onkel im Sommer dann zu uns auf die Wendeplatte holen, stellen wir fest, dass sein Zustand ziemlich desolat ist: Die Batterien sind hinüber (das wissen wir ja schon seit der Rückkehr aus Italien), der Lack blättert an vielen Stellen ab, die Heizung funktioniert nicht mehr richtig und noch so einiges mehr. Am schlimmsten aber ist es, als wir feststellen, dass es durch den Alkoven geregnet hat und die gesamte Konstruktion aus Pressspan komplett durchweicht und mürbe ist. Da hilft nichts als den kompletten Alkoven abreißen und wieder neu aufbauen. Uff!! Es ist deutlich mehr Arbeit als wir uns vorgestellt haben. Zeitlich ist das in unserer Sommerplanung nicht so wirklich drin. Zum Glück greifen uns die Jungs von Singer Fahrzeugtechnik aus Waiblingen wieder mal kräftig unter die Arme!!! So wird der äußere Teil des Alkoven-Neubaus bald fertig, den Innenausbau machen Jochen und ich dann in kompletter Eigenregie. Das kostet uns eine ganze Woche Anfang Oktober. Als nächstes befestigen wir die lose geschlagenen Außenleisten neu und dichten sie mit Sikaflex. Dann kratzen wir eine Menge Rost von den Felgen und streichen sie neu. Auch den Onkel lackieren wir in neuem sandgelb.

Als wir die Seilwinde (die ich kurz vor unserer Abreise nach Afrika von meinen Arbeitskollegen als Abschiedsgeschenk in 2015 bekommen habe) wieder in Gang bringen wollen, fackeln wir fast den ganzen Onkel ab!!!! Der Onkel ist an den Landstrom angeschlossen, Juli saugt mit dem Staubsauger gerade die Fächer aus und gleichzeitig überbrückt Jochen die Seilwinde, so dass sie direkt Strom aus der Batterie bekommt. Irgendwie gibt das dann zu viel Spannung auf den Kühlkompressor und er beginnt heftig zu rauchen und zu qualmen. Juli ruft hinaus zu Jochen: „Papa, der Kühlschrank brennt! Komm schnell!“ Jochen aber ist draußen beschäftigt mit der Seilwinde und reagiert nicht so schnell. Erst als er sieht, wie dicke Rauchschwaden durch den Herdabzug hinausquellen. Juli rennt zu mir in den Keller, wo ich gerade Werkzeug suche: „Mama, hol ganz schnell Wasser, der Onkel brennt!“ Auch ich nehme das nicht so richtig ernst …. So ein kleiner Kurzschluss, das ist jetzt nichts Neues …. Inzwischen ist aber die halbe Straße in heller Aufregung. Die Holzverkleidung des Kühlschranks schwelt und raucht, aus dem Kühlkompressor schlagen Flammen!!! Pusten facht die Flammen noch mehr an. Jochen rennt in den Garten und holt den Gartenschlauch. Damit bekommt er das Feuer dann endlich in den Griff! Puh, das ist gerade nochmal gut gegangen. Nur der Kühlschrank, der ist jetzt futsch.

Also hilft nichts: Wir müssen einen neuen Kühlschrank kaufen und ihn einbauen. Das dauert eine weitere Woche, in der wir jede freie Minute am Onkel arbeiten.

Bis Mitte November geht das so weiter: Die Giraffenkiste muss neu gestrichen werden, Jochen überprüft die Elektrik und erneuert, was zu erneuern ist. Wir statten den Onkel wieder komplett mit Campingsachen, Werkzeug und allem Nötigen aus. Die Tür ist aus den Angeln gerissen und braucht neue Scharniere, die Klappe der großen Außenkiste muss ersetzt werden, und und und.

Pia und Felix unterstützen tatkräftig: Sie schleifen den Holzboden ab, lassen ihn neu ein, streichen einige Wände weiß und beziehen die neuen Sitzpolster mit neuem Stoff. Außerdem besorgen sie neue Moskitonetze, so dass der Onkel wieder wie neu aussieht, als er Ende November aufs Schiff kommt. Sein Ziel: Mombasa, Kenia.

Ja, und jetzt ist er dort. Pia und Felix haben ihn in Empfang genommen und haben gleich mal einen großen Schrecken bekommen. Was das war und wie es mit unserem Onkel weitergeht, könnt ihr nun auf der folgenden Homepage von Felix und Pia weiterverfolgen: http://www.2travelers.de