… Jochen hat Langeweile. Darauf mussten wir 7 Monate warten, nun hat er sein Ziel erreicht. Ob es ihm guttut? Na ja … Am Onkel Deutz gibt es gerade tatsächlich keine dringenden Reparaturarbeiten, die Kinder haben Sommerferien und wir hängen einfach ein bisschen ab. Gestern hat es doch tatsächlich geregnet: Der erste Regenschauer seit Swasiland (und das war schon eine ganze Weile her)!
Wir verbringen den Nachmittag gemütlich im Onkel Deutz und schauen uns endlich mal wieder eine unserer von zuhause mitgebrachten DVDs an: ein Film über Albert Schweizer. Dazu gibt es Gummibärchen (von Gabi mitgebrachte aus Deutschland), einen Kaffee und viel Luftfeuchtigkeit. Wenn er hier regnet, dann haben wir bei 27 Grad Lufttemperatur ca. 95% Luftfeuchtigkeit. Da trocknet nix mehr und man klebt so ein bisschen aneinander. Aber macht nix.
Außerdem joggen Silas, Jochen und ich noch eine Runde am Strand, wir halten ein ausführliches Schwätzchen mit unseren Nachbarn am Campingplatz (eine Familie mit drei kleinen Kindern aus Spanien und zwei ältere Ehepaare aus Namibia) und so geht der Tag doch irgendwie auch ganz schnell vorbei.

Heute Morgen regnet es schon wieder! Wir sitzen also nochmal im Onkel Deutz und feuchteln, die Kinder arbeiten an ihren Tierbüchern und wir beschäftigen uns mit der Exceltabelle über unsere Ausgaben bzw. mit der weiteren Routenplanung.
Als der Regen gegen Mittag aufhört, mache ich mich auf den Weg am Strand entlang ins Dorf, um ein paar Lebensmittel zu besorgen. Eigentlich will ich nur kurz Brot und Obst bzw. Gemüse holen, … daraus werden aber mehrere Stunden:
Ich betrete das Dorf und erkundige mich nach dem „local market“. Zum Glück sind alle Menschen hier in Afrika immer sehr hilfsbereit, auch wenn sie hier in Tansania erstmalig kaum englisch sprechen. Das macht die Kommunikation deutlich schwieriger. Aber immerhin, jemand begleitet mich zu einem kleinen Verkaufsstand am Marktplatz. Ich bekomme Bananen, Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, Gurken und Karotten. Das Ganze für umgerechnet knapp 4 Euro.
Aber ich brauche auch noch Brot, möchte allerdings nicht wieder das weiße Toastbrot, das es in den Läden gibt. Das ist gefühlt nur aus „Pappe“ und fackelt uns auf unserem Gastoaster immer ab. „I want to buy some bread. But not from the shop, do you also bake bread yourself?“, erkundige ich mich. Aber leider versteht er mich nicht. Er holt seinen jungen Neffen zu Hilfe. Dieser spricht ganz passabel Englisch: „We make chapati in the morning. Do you want some?“, „Yes, but I would like to see it first!” Wir machen uns also auf den Weg. Entlang des Dorfplatzes gibt es 2-3 ganz einfache Restaurants für die Einheimischen. Im letzten werden wir fündig. „Chapati“ sind in Fett gebackene Fladenbrote. Ich kaufe eins, dazu wird mir stark gesüßter Tee gereicht. Schmeckt lecker! Doch dann passiert mir ein unverzeihlicher Fauxpas: Ich esse das Brot mit meiner linken Hand (ich bin ja Linkshänderin). Er schaut mich etwas seltsam an und weist mich darauf hin, dass man in Tansania nur mit der rechten Hand isst. Ich entschuldige mich – es ist das erste Mal hier in Afrika, dass wir auf diese Regel stoßen! Kurze Zeit später traut er sich dann auch noch zu sagen, dass ich meine Hände vor dem Essen nicht gewaschen hätte. Uff – da bin ich ja gleich in zwei Fettnäpfchen getreten! Direkt am Eingang ist ein Wasserbehälter, darauf steht ein leere Plastiktasse. Ich nehme einmal an, dass man sich damit Wasser über die Hände schüttet. Ich hole es nach.
Der junge Mann mit Namen „Ranghi“ möchte mich nun unbedingt zu seiner Familie einladen. Er geht noch in die Schule, steht kurz vor dem Examen und lebt mit seinen drei Geschwistern bei seiner Mutter. Ok, ich komme mit. Ich lande in einer sehr einfachen Hütte. Als ich zur Tür hereinkomme, sehen ich einige Frauen verschiedenen Alters auf dem Lehmboden sitzen. In der Ecke liegt etwas Kleidung, einige Plastikeimer stehen herum. Außerdem gibt es noch einen Türrahmen mit einem Vorhang, dahinter kann ich einen hölzernen Bettrahmen erkennen. Ansonsten gibt es nichts.
Ich werde der Familie vorgestellt. Auf dem Boden sitzt die Großmutter, dann gibt es noch die Mutter, die 16-jährige Schwester und zwei jüngere Brüder. Ich werde zum Essen eingeladen. Einfach so. Es gibt frisch gebackenen Fisch, dazu Maispapp und eine Art Gemüse (grün und etwas schleimig). Diesmal versuche ich alles richtig zu machen: ich lasse mir die rechte Hand waschen (die Waschschüssel dafür bringt mir die Schwester, sie ist es auch, die mir das Wasser über die Hand schüttet). Extra für mich bringen sie einen winzigen niedrigen Schemel herbei. Vor mich stellen sie einen Plastikeimer, darauf wird ein silbriges Tablett gestellt mit drei Tellern und den drei Speisen. Mir gegenüber sitzt Ranghi, darum herum seine Familie. Gegessen wird mit den Fingern der rechten Hand, Besteck gibt es keines. Vor allem der Fisch schmeckt sehr lecker! Ich hoffe nur, dass mein Magen das heute gut übersteht …. Das angebotene Wasser rühre ich vorsichtshalber nicht an.
Während des Essens kommt der Stiefvater von Ranghi nach Hause. Er ist Fischer und hat einen kleinen Beutel mit dem heutigen Fang mitgebracht. Viel scheint es mir nicht zu sein.

Nach dem Essen darf ich sogar noch ein Foto von der Familie machen, dann verabschiede ich mich mit einem herzlichen Dankeschön. Es war ein tolles Gefühl, bei dieser Familie Gast sein zu dürfen. Ranghi biete ich an, dass er mit mir zum Campingplatz kommen und unseren Onkel Deutz anschauen darf – als Gegenleistung für seine Hilfe sozusagen. Er traut sich erst nicht so recht, dann kommt er doch mit. So etwas hat er in seinem Leben noch nie gesehen! Ich glaube, er sitzt zum ersten Mal in seinem Leben auf einem „Sofakissen“.

Für morgen muss ich ihm versprechen, bei seiner Mutter vorbeizugehen und bei ihr Chapati zu holen. Sie wird extra welches für uns backen. Ich bin gespannt.

Silas, Juli und Mio haben sich hier mit zwei deutschen Jungs angefreundet. Sie sind Backpacker und reisen durch Tansania. Mit ihnen gemeinsam absolvieren sie ein spaßiges Fitnessprogramm am Strand. Warum sind sie bei uns nur nicht so enthusiastisch?

Zum Abendessen gibt es heute Fisch – frisch gefangen im Indischen Ozean. Ein Fischer vom Dorf hat ihn für uns gefangen, filettiert und sogar zubereitet. Die Menge ist nach dem Braten und Ausnehmen nicht mehr so, wie ich es mir vorgestellt hatte und dafür kommt mir der Preis dann doch ziemlich teuer vor: wir haben 8 Euro vereinbart. Aber naja, lecker ist er und mit Reis zusammen ergibt es doch ein ordentliches Essen für uns fünf. Das nächste Mal werde ich mir Menge und Preis genauer anschauen!